In Erlenbach:

die allerschönste Christuskirche

weit und breit

Klimawandel und die Folgen. Ein Predigt-Slam an Buß- und Bettag 2018

Um es gleich vorweg zu sagen:

Das Gebot der Stunde und der Jahre,

die noch kommen werden, heißt:

Wir werden sorgsam und genügsam leben müssen,

um das Schlimmste zu verhindern.

Sorgsam und genügsam.

 

Wird der HERR,

der Herr und Schöpfer seiner Welt,

wenn er kommt, uns zu geigen seine Meinung,

wird der HERR dann sagen:

„Komm zu mir, auf diese Seite, hast Dich immer wieder überwunden, recht getan, so viel dir möglich war“

Oder wird er sagen:

„Komm, geh fort, was hast Du

– egoistisch selbstbezogen –

angerichtet, auf meiner doch so schönen Welt!

Ich hab‘ dir doch Verstand gegeben,

zu sehen und zu hören und zu durchforschen

deine Lebensräume.

Und du hast doch auch ein Herz und Mitgefühl,

für die, die jammern, leiden, sterben müssen“.

 

Herr, ich fürchte, du würdest, müsstest sprechen:

„Du hast mehr geschadet als genützt,

ziemlich gut, verschwenderisch,

gelebt auf Kosten der Natur, des Klimas,

mehr zerstört als auferblühen lassen,

mehr genommen, als gerecht und

dir zugedacht“.

 

„Du hast ja recht, mein lieber Gott,

aber was sollt ich machen,

so haben's viel, alle, doch gemacht,

in dem reichen, freien Westen.

 

Aber bedenke bitte auch:

Hab versucht, lieber mit dem Rad

als mit dem Auto unterwegs zu sein;

lieber mit dem Auto in der Nähe

als mit dem Flieger weit in alle Welt zu reisen“.

 

Aber wir wissen‘s schon seit vielen, vielen Jahren,

bräuchten mehrere von deinen Welten,

wollten alle so bequem und komfortabel leben

wie ich, wie wir.

 

Wir, die wir klagen, jammern:

‚Ach wie schrecklich! Ach wie schlimm!' -

und machen doch grad weiter so.

Die Autos werden schwerer, breiter, schneller,

lassen sich ganz gut verkaufen.

Fragt man aber nach dem Sinn dahinter…

 

Hauptsache die Bilanzen stimmen

und die Aktionäre freuen sich

über ein Rekordjahr nach dem andern.

Jubel. Freude. Extralohn und Arbeitsplätze.

Wer dürfte da noch zweifeln, widersprechen?

 

Ganz gern auch mal kurz

mit dem Flieger tausende von Kilometer

über Meere, Kontinente,

zum Shoppen, zum Relaxen

nach New York, Antalia, Barcelona.

Für ein paar Euro – schön.

Doch um welchen Preis?

Mit welchen Folgen?

Kann man machen, bringt doch Spaß

- ist doch aber Sünde, oder?

 

Macht man's, weil man's machen muss,

weil man dann was zu erzählen und zu zeigen hat?

 

Jede Branche, alles muss doch weiterwachsen.

Wachsen. Wachsen. Weiterwachsen.

 

Auch die Meeresspiegel und die Wüsten?

Auch die Zahl der Klimaflüchtlinge?

Die Spekulanten können's kaum erwarten,

bis die Bodenpreise wachsen, steigen

für das Land, wo Menschen dann noch leben, überleben können.

 

Die Mauerbauer dürfen hohe Mauern bauen.

Die Grenzenschützer dürfen lange Grenzen schützen,

werden Stacheldraht und Waffen brauchen.

Die Helfer in den Auffanglagern dürfen registrieren,

Zelte, Decken und auch Wasser reichen,

mit den Flüchtlingskindern spielen, einfach so zum Zeitvertreib;

bald ein Beruf, gefragt, mit Perspektive und Karrierechancen. 

Auch Folterknechte wird man wieder schätzen,

weil sie schrecken und - auf Geheiß von oben – quälen dürfen,

wenn die Leute, weil sie überleben wollen,

dorthin gehen und fliehen müssen,

wo schon andere ihr Dasein

fristen müssen

oder ungestört genießen können

und verhindern wollen, dass auch andere sich dazugesellen.

 

Heilsversprecher und Verführer

in Politik und Religion,

Scharlatane schüren Ängste,

machen sich die Angst zunutze:

„Liebe Leute, bringet Opfer,

wenn auch nötig Menschenopfer,

wählet uns,

dann wird wieder alles besser,

dann wird’s wieder ach so schön,

wie’s früher einmal war.

 

Lasst die weisen, weißen Bosse

ihre Deals nur ungehindert weitertreiben.

Der Markt wird’s richten – ganz von alleine.

Macht euch keine Sorgen.

Glaubet uns und glaubet ihnen.  

Haltet still! Kassiert die Extraprämien!

Dann ist‘s gut! Was gibt’s zu meckern?“

 

Wachstum. Wachstum. Alles wächst.

Ach wie schön und ach wie schrecklich.

 

Wir, nicht die armen Schlucker,

die nur mit wenig Geld am Tag ums Überleben kämpfen,

wir, nicht die,

werden lernen müssen,

mit dem vielen, viel zu vielen, uns zu begnügen,

werden von nun an lernen, üben müssen,

genügsamer zu leben,

sorgsamer, naturkundiger, naturverbundener;

denn was man kennt und schätzt und dann bewundert

und vielleiht sogar auch liebt,

macht man nicht leichtfertig kaputt und walzt es nieder.

 

Ich selbst kenn‘ nur wenig Pflanzen, Bäume, Gräser,

Insekten, Vögelchen und wilde Tiere,

weiß nicht, was sie zum Leben alles brauchen.

 

Deshalb mehr Natur- und Völkerkunde

in den Schulen und im Fernsehen,

auf den Tablets und den Handys!

 

Ach, Herr je, was kann und will ich,

ich, einer von 7, 8 Milliarden Menschen, schon bewirken?

 

Aber viele Bürger und Politiker

und Wissenschaftler und Unternehmer

sind schon aufgeschreckt, wissen,

dass ein „Weiter so!“ ins Unheil führt. 

 

Bedenkt den Klimawandel und die Folgen,

wenn ihr bauet und montiert,

wenn ihr wählet und politisiert,

wenn ihr plant und konstruiert,

wenn ihr kauft und konsumiert,

wenn ihr singt und musiziert,

wenn ihr predigt, theologisiert,

wenn ihr sprecht und debattiert,

wenn ihr reist und touristisiert,

wenn ihr lehret und doziert.

 

„Selig ihr und kommt auf meine Seite, die ihr nicht sagt:

‚Was kann ich allein schon tun,

kann allein die Welt nicht retten, hab auch keine Lust dazu.

Muss nicht Rede stehen und Antwort geben

vor dem Herrn und Weltenschöpfer.

Er ist tot und wird schon nicht kommen zu dem Weltgericht‘.

 

Selig ihr und kommt auf meine Seite,

ihr und du,

der du dich überwindest,

in der Welt und auf der Welt

genüg- und sorgsam unterwegs zu sein".

 

Es geht doch nicht darum,

das Leben sich und anderen zu verdrießen,

sondern es so zu leben und zu genießen,

dass es nicht übermäßig schadet

und trotzdem Freude macht,

damit nicht wir und all die Zeitgenossen

und auch die, die nach uns kommen werden,

nur mit Hitze, Dürre, Fluten,

nur mit Hunger, Durst und Fremdsein

kämpfen müssen,

sondern sich auch des Lebens freuen dürfen

und wir immer wieder miteinander feiern können das Leben, so vielfältig, so schön.

Gott bewahre.

 

Amen