Das Kirchenjahr der evang. Christen
Das evangelische Kirchenjahr beginnt - wie übrigens auch das katholische – mit dem ersten Adventssonntag und endet am Samstag vor dem ersten Advent.
Weihnachtskreis
Advent (lat. „Ankunft“) – in der Adventszeit bereiten sich Christen auf die Ankunft / Geburt Jesu von Nazareth vor.
Botschaften der Adventssonntage:
1. Advent: Dein König komm
2. Advent: Dein Richter komm
3. Advent: Bereitet dem Herrn den Weg
4. Advent: Die Freude ist nahe
Weihnachten, das Fest der Geburt Jesu, ist das jüngste der kirchlichen Hauptfeste. Am Heiligen Abend, dem 24. Dezember, werden die Kerzen des Weihnachtsbaums entzündet und es finden die Bescherungen statt. An diesem Vorabend des Christfestes werden Christvespern und Christmetten gefeiert.
Am 25. und 26. Dezember, dem 1. und 2. Christtag, wird die Geburt Jesu gefeiert.
Der Neujahrstag wird als Tag der Namensgebung und Beschneidung Jesu gefeiert.
Die Weihnachtszeit endet mit dem Epiphaniastag.
Am Epiphaniastag, dem 6. Januar, werden die drei Geschehnisse gefeiert, bei denen Jesus erstmals öffentlich in Erscheinung trat.
Am bekanntesten ist die Geschichte von der Ankunft der Weisen aus dem Morgenland (Matthäus 2, 1-12; auch: „heilige drei Könige“), die ja keine Israeliten waren, was den universellen Charakter der christlichen Botschaft unterstreicht. Epiphanias kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Erscheinung“. Gott erscheint in Jesus somit allen Menschen dieser Welt.
Weniger bekannt ist, dass am Epiphaniastag auch der Taufe Jesu im Jordan gedacht wird (Matthäus 3, 13-17). In der Bibel wird erzählt, wie bei der Taufe Jesu durch Johannes den Täufer eine Stimme aus dem Himmel sagt: “Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.” Epiphanias erinnert also auch daran, dass mit der Taufe Jesus zum ersten Mal als Sohn Gottes bekannt wurde.
Epiphanias feiert als drittes auch das erste Wunder, das Jesus getan hat. Bei der Hochzeit in Kana in Galiläa verwandelt Jesus Wasser in Wein (Johannes 2, 1-11).
Heute werden in evangelischen Gottesdiensten die Erzählungen von der Taufe und dem Weinwunder an den beiden ersten Sonntagen nach Epiphanias im Gottesdienst gelesen.
Warum gerade am 6. Januar? Von keinem dieser drei Ereignisse weiß man das genaue Datum. Das erste Mal erwähnt Clemens von Alexandria das Epiphanias-Fest. Er berichtet, dass manche Christen in Alexandria die Taufe Jesu am 6. Januar feiern. Vermutlich, weil an diesem Tag in Alexandria und Umgebung ein wichtiges heidnisches Fest gefeiert wurde.
Vor dem 4. Jahrhundert fiel auf dieses Datum auch das Weihnachtsfest. Der römische Bischof (zu dieser Zeit war er noch kein Papst) bat seine “Kollegen” jedoch um die Vorverlegung des Weihnachtsfests auf den 25. Dezember, um einem heidnischen Fest, dem Jupiterfest, entgegenzuwirken.
Osterkreis
Sonntage der Vorpassionszeit:
Septuagesimae (noch etwa 70 Tage vor Ostern), Sexagesimae (noch ca. 60 Tage), Estomihi – „esto mihi …“, „sei mir ein starker Fels …“ (Psalm 31, 3b)
Fastensonntage – Passionszeit:
Die Passionszeit beginnt am Mittwoch vor Invocavit, dem Aschermittwoch und endet mit dem Karsamstag. Unter Auslassung der Sonntage dauert die Fastenzeit (Quadragesima) 40 Tage bis Ostern. Hier soll an das 40-tägige Fasten Jesu vor Beginn seines öffentlichen Wirkens erinnert werden.
Invocavit – „Invocavit me, et ego exaudiam eum", „Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören“ (Psalm 91,15). Thematisch zugeordnet ist diesem Sonntag die Versuchung Jesu.
Reminiscere – „Reminiscere miserationum tuarum“, „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit." (Psalm 25,6)
Okuli – „Oculi mei semper ad Dominum“, "Meine Augen sehen stets auf den Herrn" (Psalm 25, 15).
Laetare – „Freuet euch mit Jerusalem, und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid“ (Jesaja 66,10). Der Sonntag Laetare steht in der Mitte der Fastenzeit („Mittfasten“) und hat einen fröhlicheren, tröstlichen Charakter. Dies wird in der Tradition durch eine abweichende liturgische Farbe der Paramente ausgedrückt: Das Violett der Fastenzeit kann an diesem Tage zu Rosa aufgehellt werden, das österliche Weiß strahlt gewissermaßen schon hindurch.
Judica – „Iudica me Deus …“, "Gott, schaffe mir Recht und führe meine Sache wider das unheilige Volk." (Psalm 43,1). Nachdem am Sonntag Laetare das Mittfasten gefeiert wurde, beginnt mit dem Sonntag Judica die dramatische Phase der Passionszeit.
(Die lateinischen Namen der Sonntage sind in der Regel dem jeweiligen Wochenpsalm entnommen.)
Palmarum - Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche (althochdeutsch "kara" = Klage, Kummer, Trauer). Am Palmsonntag wird an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert. Die Einwohner haben Jesus als „König der Juden“ mit Palmzweigen und dem Ruf „Hosianna“ empfangen und begrüßt.
Die Karwoche hat mit den „heiligen drei Tagen“ (Triduum Sacrum) ihre liturgischen Höhepunkte:
Gründonnerstag: (Einsetzung des Abendmahls) - Für die Bezeichnung gibt es verschiedene Erklärungen. Die „Grünen“ nannte man im Mittelalter die öffentlichen Büßer, die jetzt als Sündenlose in die kirchliche Gemeinschaft zurückkehrten – der Gründonnerstag war auch „Ablasstag“, an dem die Strafe für begangene Sünden erlassen wurde. Eine andere Variante besagt, dass sich das „grün“ auf das Wort „greinen“ (weinen) der Büßer bezieht. Jesus hat an diesem Tag mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl gefeiert und über das Brot die Worte „Das ist mein Leib“ und über den Wein „Das ist mein Blut“ gesprochen und damit das Heilige Abendmahl eingesetzt.
Karfreitag: (Gedächtnis der Kreuzigung) - Am Karfreitag, der auch „Stiller“ oder „Hoher Freitag“ genannt wird, wird des Todes Jesu am Kreuz gedacht. Martin Luther bezeichnete diesen Tag als „Guten“ Freitag.
Karsamstag: (Tag der Grabesruhe) - Am letzten Tag der Karwoche bereitet man sich mit dem Osterfasten auf die Feier der Osternacht vor. Er endet mit der Abenddämmerung.
Das Osterfest ist das Hauptfest der Christen. Der Ostersonntag ist der Festtag der Auferstehung Jesu Christi von den Toten und damit der ranghöchste Feiertag im Kirchenjahr. Mit ihm beginnt die Osterzeit, zugleich beendet er die Karwoche und das Triduum Sacrum.
Das Osterdatum wird noch heute über den Mondkalender bestimmt. Es fällt in den westlichen Kirchen auf den Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Tagundnachtgleiche im Frühling und geht auf das erste Konzil von Nicäa (bei Konstantinopel – heute Istanbul) zurück, das Kaiser Konstantin I. im Jahr 325 n. Chr. einberufen hat.
Die Auferstehung Jesu geschah vor Sonnenaufgang - aus diesem Grund beginnt die christliche Osterfeier in der Osternacht mit der Ostervigil (Osterwache).
Auf Ostern folgt die 50-tägige Freudenzeit bis zum Pfingstfest. Dazu gehören neben dem Ostermontag die nachfolgenden Sonntage:
Quasimodogeniti – 1.Sonntag nach Ostern, auch als “Weißer Sonntag” bekannt. Quasi modo geniti infantes, halleluja, rationabile, sine dolo lac concupiscite - „Wie die neugeborenen Kindlein, Halleluja, seid begierig nach der vernünftigen, lauteren Milch” 1 Petr 2,2a
Misericordias Domini - Dieser zweite Sonntag nach Ostern ist von dem Motiv des „guten Hirten“ geprägt und wird daher auch als Hirtensonntag bezeichnet. Misericordias Domini in aeternum cantabo - „Von den Taten deiner Huld, Herr, will ich ewig singen.” Ps 89,2
Jubilate - Jubilate Deo, omnis terra - „Jauchzt vor Gott, alle Länder der Erde!” Ps 66,1
Kantate - Zentraler Inhalt des Gottesdienstes an Kantate sind der Gesang und die Kirchenmusik zum Gotteslob. Cantate Domino canticum novum - „Singt dem Herrn ein neues Lied.” Ps 98,1
Rogate – Bittsonntag - Vocem jucunditatis annuntiate, et audiatur - „Verkündet es jauchzend, damit man es hört!” Jes 48,20
Christi Himmelfahrt
Die Himmelfahrt hat in vielen Religionen und Mythen als Symbol für das Erreichen des höchsten Ziels – der Unsterblichkeit – Bestand. Im Judentum, Christentum und im Islam bedeutet es, dass jemand ins Jenseits gelangt, ohne wirklich zu sterben bzw. ohne einen Leichnam zu hinterlassen. Im deutschen Sprachraum wird mit der Himmelfahrt die Rückkehr Jesu Christi zu seinem Vater in den Himmel beschrieben. Christi Himmelfahrt wird am 40. Tag des Osterfestkreises, also 39 Tage nach Ostersonntag, gefeiert (deshalb fällt das Fest immer auf einen Donnerstag!), denn erst 40 Tage nach seiner Auferstehung wurde Jesus in den Himmel auf den Platz zur Rechten Gottes erhoben (der Platz rechts vom Hausherrn gebührte seit der Antike dem Thronfolger oder dem Ehrengast).
Das liturgische Fest der Himmelfahrt Christi ist seit 383/384 n Chr. durch den Pilgerbericht der Nonne Egeria in Jerusalem bezeugt.
Die neun Tage zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten sind die Zeit der Pfingstnovene, in der besonders um die Herabkunft des Heiligen Geistes gebetet wird.
Exaudi - Exaudi, Domine, vocem meam, qua clamavi ad te - „Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen; sei mir gnädig und erhöre mich!” Ps 27,7
Pfingsten
Pfingsten (griech. pentekostē, der fünfzigste Tag) ist das christliche Fest der Entsendung des Heiligen Geistes. Es geht auf das jüdische Wochenfest Schawuot zurück und wird wie dieses am fünfzigsten Tag nach Ostern bzw. Pessach gefeiert.
In der Apostelgeschichte heißt es, dass auf die Anhänger Jesu, denen es nach seiner Kreuzigung und Auferstehung etwas an Motivation fehlte, der Heilige Geist ausgegossen wurde, als sie das Schawuot in Jerusalem begingen. Sie konnten plötzlich in jeder Sprache sprechen und auch alle anderen Sprachen verstehen. Mit diesem sogenannten „Pfingstwunder“ wurde aus christlicher Sicht die „Babylonische Sprachverwirrung aufgehoben, mit der Gott die Menschen für die Anmaßung des Turmbaus zu Babel bestraft hatte. Theologisch steht dies für den Missionsauftrag der Kirche.
Der Pfingsttag wird auch als Geburtstag der Kirche verstanden und ist sowohl ein eigenes kirchliches Fest, das erstmals im Jahr 130 n. Chr. erwähnt wird, als auch der feierliche Abschluss der Osterzeit.
Seit dem 6. Jahrhundert ist die Taube das Symbol des Heiligen Geistes und damit auch für Pfingsten. Im Mittelalter wurde der Heilige Geist auch in menschlicher Gestalt dargestellt, Papst Urban VIII. untersagte im 17. Jahrhundert solche Darstellungen.
Trinitatiszeit
Am Sonntag nach Pfingsten wird das Trinitatisfest begangen, das Fest der Dreieinigkeit (trinitatis = lat. Dreieinigkeit), an dessen Vorabend die Osterzeit endet. Trinitatis bedeutet, Gott offenbart sich den Menschen in dreifacher Weise: er erhält als Schöpfer der Welt, er versöhnt und befreit die Menschen in Christus und er vereint sein Volk durch den Heiligen Geist.
Die folgenden Sonntage werden einfach als Sonntage nach Trinitatis durchgezählt und gehören keinem besonderen Festkreis an. Die genaue Anzahl der Sonntage nach Trinitatis ist abhängig vom Ostertermin.
Zum historischen Hintergrund: Nach mühevollen Auseinandersetzungen konnte auf den Konzilen von Nicäa (325) und Konstantinopel (381) festgelegt werden, dass es einen Gott gibt und dass in ihm doch drei Wesenheiten sind: Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist Wie der Vater können auch Christus und der Heilige Geist im Gebet angerufen werden. Dieses Glaubensgeheimnis der Dreieinigkeit Gottes wird seit dem 14. Jahrhundert in der ganzen Kirche gottesdienstlich gefeiert.
Die abschließenden drei Sonntage der Trinitatiszeit handeln von den „letzten Dingen“: Tod – Gericht – Ewiges Leben.
Am letzten Sonntag, der als Ewigkeitssonntag oder auch als Totensonntag bekannt ist, wird der Verstorbenen des vergangenen Kirchenjahres gedacht. Thema des Gottesdienstes ist die Auferstehung und das Ewige Leben.
Besondere Feste
Erntedankfest - Das Erntedankfest ist auf das Naturjahr bezogen und wird Anfang Oktober gefeiert mit einem Dankgottesdienst gefeiert. Die Gemeinde dankt für den Segen, den Gott auf Saat und Wachstum gelegt hat.
Reformationstag – Der Reformationstag erinnert an den 31. Oktober 1517, an dem Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg schlug.
Der Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag ist der Buß- und Bettag, an dem Bußgottesdienste gehalten werden.