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Zum Weltflüchtlingstag. "Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen". Ein Predigtslam

Predigtslam zum Weltflüchtlingstag 2018. "Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen".

Eine Predigt zum Weltflüchtlingstag 2018 zum Nachhören und Mitlesen. (Das Video ist bei youtube hinterlegt.)

Weltflüchtlingstag am Mittwoch dieser Woche.

Ein Tag, der Opfer zu gedenken, 
das Thema zu bedenken, 
das Tag für Tag und Jahr um Jahr 
uns nun beschäftigt,
dank (?) dem einen und dem anderen, 
den ich nicht nennen und auch 
nicht wichtig machen mag
und dank (?) auch denen,  
die lauthals gröhlend und stichelnd polemisierend,
nichts so wichtig ist
als wie erschreckend hasserfüllt und aggressiv zu posten: 
'nicht willkommen, hier in unserm und in meinem Land',
nichts so wichtig ist als wieder ganz und gar 
und völkisch rein und klar
deutsch zu werden, deutsch zu bleiben. 
Ist das „menschlich“? Ist das „deutsch“?
Das war einmal - das brachte Tod und Leid.
Erst brannten Häuser, dann die Leiber. 

Ich war ein Fremder und ihr habt mich aufgenommen, 
sagte Jesus einst zu denen, die ihn willkommen hießen.
Und heute? Bedeutungslos in manchem selbsternannten Christenstaate?
Kreuze ja, juhu, in den Ämtern, in den Stuben, 
aber dann auf den zu hören, 
den man aufgehängt, für seine Botschaft, seine Lehre.
Nein. Das nützt nicht viel, das schadet nur 
dem Machterhalt, der Wiederwahl.

Geschrieben steht für Christenmenschen:
Selig ihr, die ihr mich aufgenommen.
Ich war auf der Flucht, war unterwegs,
immer weiter und dann fremd und fremder.
Je weiter weg und fern ich war 
von vertrauten Menschen, Sitten, Bräuchen
von Gerüchen, Speisen, Klängen,
wo mich aber quälte
Hunger, Armut, Korruption,
nichts zu schaffen, Inflation, 
Gewalt und Terror – jederzeit.
Und ihr habt mich eingelassen, aufgenommen. 
Seid gesegnet von dem Schöpfer, Gott im Himmel, der uns sagt: 
Ihr seid doch alle meine Gäste hier auf Erden, in der Welt!
Seid auf Gastfreundschaft und Freundlichkeit bedacht. 
Ist’s euch möglich, so habt mit allen Menschen Frieden.

Bedenket,
es dauert zwanzig, fünfundzwanzig Jahre, 
bis ein Fremder halbwegs angekommen.
Aber erst die Kinder und die Kindeskinder, 
die dann im Kindergarten und der Schule
miteinander spielen, lernen selbstverständlich,
werden hier die Heimat finden, 
wenn man sie nur lässt.
Es dauert lange, bis man versteht 
die Worte und den Klang der neuen Sprache,
versteht die Sitten und Gebräuche 
in dem andern, neuen, fremden Land,
bis man findet Freunde, 
die, nicht wie die andern, sagen:
'Du bist und bleibst ein Fremder, 
bist Syrer, Iraker und Afghane 
bist und bleibst ein Däne, Grieche, Amerikaner',
sondern die da sagen: 
du sollst hier Kollege, Freund und Bürger sein, 
mit gleichen Rechten, gleichen Pflichten.

Ich will 's nochmals sagen:
Freiheit heißt doch: Jeder Mann und jede Frau und jedes Kind,
jedermensch darf hier auf dieser Welt auf seine Art und Weise sein und leben dürfen, 
wie es ihm gefällt und ihn selig macht.   
Das ist ein Leitsatz, eine Leitkultur - 
und auch Widerspruch 
gegen alle die, 
die mit Gewalt bestimmen wollen,
was zu tun und was zu sollen,
was zu glauben, was zu sagen,
was zu denken, was zu tragen,
was eine Vorschrift vorschreibt allen. 

Doch mir wird schwindlig, bin verwirrt:
Was ist wahr, was kann ich glauben?
Welche Worte taugen?
Ich weiß nicht mehr,
wer hier von draußen mitregiert
und Meinung, Stimmung manipuliert
und Demagogen finanziert. 
So ist’s wohl gewünscht, gewollt?
Und solang der Fußball rollt
und man dem Volk gibt Brot und Spiele,
lässt sich leichter sagen: 
Fremde sind hier viel zu viele.
Einer aus der hohen Politik
mit viel Verstand und Weisheit 
gestern warnte:
Handle jeder nur nach seinen eigenen Interessen
werde die Gemeinschaft auseinander brechen.

Bei Mose steht geschrieben:
Die Fremdlinge sollt ihr nicht unterdrücken,
denn ihr wisset um der Fremden Herz,
weil auch ihr 
Fremde, Fremdlinge,  
in Ägyptenland gewesen seid. 

Und wer ist hier so ganz und gar 
so völlig ohne Migrationsgeschichte?

Meine Mutter wurde in den Kriegen
wie so viele andere vertrieben 
aus dem Osten Preußens, ihrer und der Eltern Heimat,
und musste nachts als kleines Kind 
über Leichen steigen, schweigen, 
flüchten durch die dunklen Wälder, 
voller Angst entdeckt zu werden.  
Und was Männer unterwegs mit Gewalt 
den jungen Frauen angetan, 
auch ihren großen Schwestern, 
hat erst später sie erfahren.
Mein Vater aus dem Schwabenland
hat die Armselige zur Frau genommen, 
obwohl sehr vehement 
die Eltern ganz und gar dagegen. 
Ihm egal!  

Dass Menschen gehen, flüchten müssen,
wird so bleiben, wird nicht besser. 
Küstenstädte werden sinken, werden untergehn. 
Felder werden trocken und verwüsten.
Stürme werden Regenfluten bringen.
Menschen werden gehen, flüchten müssen,
dorthin, wo andere schon leben,
um selbst zu überleben. 
Werden wohl auf Grenzen, Mauern, stoßen,
werden ab- und ferngehalten, 
zurückgeschickt ins Niemandsland.
Aus den Augen, aus dem Sinn.
Soll's so werden? Soll's so sein? 

Wir werden lernen und wieder uns besinnen müssen, 
in Frieden miteinander auszukommen 
und Vertrauen aufzubauen 
und einander 
gottesfürchtig 
beizustehn. 

Ich war ein Fremder, ihr habt mich aufgenommen, 
sagte Jesus einst zu denen, die willkommen hießen, 
sagte, dankte Jesus Menschensohn:
Ihr seid gesegnet. Ihr werdet Segen sein.

 

Vom Weltgericht (Matthäusevangelium, 25, 31-46)

Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken.

Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!
Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.
Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen.

Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben, oder durstig und haben dir zu trinken gegeben?
Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen, oder nackt und haben dich gekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?

Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.

Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben.
Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht.

Dann werden sie ihm auch antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient?

Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.

Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.