In Erlenbach:

die allerschönste Christuskirche

weit und breit


Gottes Herrlichkeit in der Natur (Jesus Sirach 42,15-43,33)

Ich will nun preisen des Herrn Werke und verkünden, was ich gesehen habe. Durch das Wort des Herrn sind seine Werke geworden. Die Sonne blickt auf alle Welt herab und gibt ihr Licht, und des Herrn Werk ist seiner Herrlichkeit voll. Es ist selbst den Engeln des Herrn nicht gegeben, alle seine Wunderwerke zu verkünden, die der allmächtige Herr geschaffen hat, damit das All durch seine Herrlichkeit besteht. Er allein erforscht den Abgrund und das Herz der Menschen und durchschaut, was sie vorhaben. Denn der Höchste weiß alle Dinge und sieht voraus, was geschehen wird. Er verkündet, was vergangen und was zukünftig ist, und offenbart, was verborgen ist; es entgeht ihm kein Gedanke, und nichts ist ihm verborgen. Er hat die Werke seiner Weisheit fest gegründet, wie er selber ist von Ewigkeit zu Ewigkeit. Man kann sie weder größer noch geringer machen, und er hat keinen Ratgeber nötig. Wie herrlich sind alle seine Werke, obwohl man kaum einen Funken davon erkennen kann. Dies alles lebt und bleibt für immer, und wenn er sie braucht, sind sie alle gehorsam. Es sind immer zwei; eins steht dem andern gegenüber, und dem, was er gemacht hat, fehlt nichts. Er hat es so geordnet, dass eins dem andern nützt. Und wer kann sich an seiner Herrlichkeit satt sehen? Die Schönheit der Höhe ist das helle Firmament, das Bild des Himmels ist herrlich anzusehen. Wenn die Sonne aufgeht, verkündet sie den Tag; sie ist ein Wunderwerk des Höchsten. Am Mittag trocknet sie das Land aus, und wer kann ihre Hitze ertragen? Ein Ofen erhitzt Werkstücke, bis sie glühen, aber dreimal mehr erhitzt die Sonne die Berge; sie verbreitet Gluthauch und gibt so hellen Glanz von sich, dass sie die Augen blendet. Groß ist der Herr, der sie gemacht und ihr befohlen hat, ihre Bahn zu durcheilen. Und der Mond muss überall scheinen zu seiner Zeit und die Zeiten anzeigen und ein Zeichen für immer sein. Nach dem Mond rechnet man die Feste; er ist ein Licht, das abnimmt und wieder zunimmt. Er gibt dem Monat seinen Namen; er wächst und verändert sich wunderbar und ist ein Feldzeichen für das himmlische Heer, wenn er aufstrahlt am Firmament des Himmels. Die hellen Sterne zieren den Himmel, ein leuchtender Schmuck an der Himmelshöhe des Herrn. Durch Gottes Wort halten sie ihre Ordnung ein und werden nicht müde, wenn sie Wache halten. Sieh den Regenbogen an und lobe den, der ihn gemacht hat! Denn er hat sehr schöne Farben. Er zieht am Himmel einen glänzenden Bogen; die Hand des Höchsten hat ihn gespannt. Auf sein Wort hin fällt viel Schnee, und er lässt Blitze herabfahren, mit denen er richtet. Darum tut sich der Himmel auf, und die Wolken ziehen, wie die Vögel fliegen. Er drückt durch seine Kraft die Wolken zusammen, dass Hagelkörner herausfallen. Sein Donner erschreckt die Erde, und Berge zittern vor ihm. Durch seinen Willen wehen der Südwind und der Nordwind und der Wirbelsturm. Und wie die Vögel fliegen, so streut er den Schnee; der fällt herab, wie Heuschrecken sich niederlassen. Er ist so weiß, dass er die Augen blendet, und das Herz muss sich wundern über solch seltsamen Regen. Er schüttet den Reif auf die Erde wie Salz; und wenn es friert, so wird er spitz wie Dornen. Und wenn der kalte Nordwind weht, so wird das Wasser zu Eis; wo Wasser ist, da weht er darüber hin und zieht dem Wasser einen Harnisch an. Was auf den Bergen steht, verbrennt er wie Gluthauch, und alles, was grün ist, versengt er wie Feuer. Dagegen hilft der feuchte Nebel; und der Tau nach der Hitze erquickt alles wieder. Durch sein Wort brachte der Herr das Meer zur Ruhe und säte Inseln darein. Die auf dem Meer fahren, erzählen von seinen Gefahren, und wir, die es hören, verwundern uns. Dort gibt es erstaunliche Dinge, mancherlei Tiere und große Fische. Durch den Herrn findet jeder Weg sein Ziel, und durch sein Wort besteht alles.
Wenn wir auch viel sagen, so reicht es doch nicht aus; mit einem Wort: Er ist alles. Wenn wir auch alles hoch rühmen – was ist das? Er ist doch noch viel höher als alle seine Werke. Der Herr ist zu fürchten und unaussprechlich groß, und seine Macht ist wunderbar. Lobt und preist den Herrn, so hoch ihr könnt; er ist doch noch höher. Preist ihn aus allen Kräften und lasst nicht ab; dennoch reicht es nicht aus!
Wer hat ihn gesehen, dass er von ihm erzählen könnte? Wer kann ihn so hoch preisen, wie er ist? Wir sehen von seinen Werken nur das wenigste; denn viele noch größere sind uns verborgen. Denn alles, was da ist, das hat der Herr gemacht, und den Gottesfürchtigen gibt er Weisheit.


Predigt

Wir sehen von seinen Werken nur das wenigste, denn viele noch größere sind uns verborgen.
Wir haben heute Mikroskope und Teleskope. Wir können heute tausendstel millimeterkleine Teile betrachten und bis weit in den Weltraum hinaussehen.
Alles, was wir Neues in der Welt zu sehen bekommen und entdecken, lässt uns staunen.
Alles, was da ist, hat der Herr gemacht, und den Gottesfürchtigen gibt er Weisheit.

Wissen ist das Zusammentragen von Daten, Messungen und Zahlen: wie groß, wie weit, wie schnell, wie wirksam.

Weisheit forscht nach dem Sinn, nach der Bedeutung und der Moral.  Weisheit weiß, dass wir zwar viel, aber immer noch wenig wissen und dass wir ein ganz kleiner Teil der Welt sind, deren Anfang und Ende wir niemals erkennen werden. So bleibt das Leben ein Geheimnis, so kommen wir immer wieder ins Staunen. Wir erschrecken aber auch über gewaltsame Vernichtungen und freuen uns über das, was gelingt.  
Wenn ich mir vorstelle, dass in dem allen irgendwie ein Wille, eine Absicht, verborgen ist, eine große Kraft, die ich nur ahnen kann, dann kann das Staunen auch „Danke“ sagen.
Ich bin gerne draußen unter freiem Himmel, in der Natur. Was aber ist Natur? Das, was von Menschenhand unberührt ist, was sich ohne menschliches Eingreifen hat frei entwickeln dürfen?  
Ferienkataloge versprechen immer wieder „unberührte Natur“; aber meistens war dann doch schon jemand in der „unberührten“ Natur und hat zumindest Fotos für den Katalog gemacht. Dort, wo wirklich „unberührte Natur“ ist, kommen wir auf die Schnelle nicht hin, weil es dorthin keine Straße gibt, weil es dort für Menschen zu tief oder zu hoch ist, zu heiß oder zu kalt; weil dort Tiere leben könnten, die uns beißen und stechen könnten, weil es dort kein Gasthaus und keinen Supermarkt gibt, wo wir uns mit Brot und Bier versorgen können.
Der Mensch hat sich so gut es geht die Erde untertan und nutzbar gemacht. 1000 Kilometer rund um Erlenbach sind asphaltierte Straßen, angelegte Weinberge und Felder, Wälder von Förstern gepflegt, Städte, Wohnhäuser, Werkhallen, Kraftwerke, Staustufen in den Flüssen, Seilbahnen auf die Gipfel; taucht mal ein wilder Bär auf, der die Nutzschafe frisst, wird er abgeschossen; die Essigobstfliege bedroht die Weinernte und wird mit aller Kraft vernichtet.

"Und Gott sprach zum Menschen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel  unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht" (1. Mose 1,28). Und so ist es dann ja auch gekommen. Vermutlich nicht, weil die Menschen Gottes Willen umgesetzt haben, sondern weil sie in der Lage waren und sind, die Erde nach ihren Vorstellungen zu nutzen - mit großen Maschinen, Baggern, Traktoren, Lastern, mehr denn je. Wir machen's weil wir's können. Wir gestalten, kontrollieren und nutzen unsere Lebensräume.
Aber, so machen’s alle Lebewesen. Wo eine Tierart sich ausbreitet, verdrängt es damit ähnlich lebende Lebewesen oder schafft so erst Lebensraum für Lebewesen, die von den Neuen profitieren.

Würden auf der Welt nicht 7 Milliarden sondern 7 Millionen Menschen leben,  würde die Welt auch anders aussehen. Die Welt hat ja auch schon mal anders ausgesehen, als es große Dinosaurier gab. Aber als sie weg waren, konnten sich die Säugetiere und Menschen ausbreiten - dem gewaltigen, zerstörenden Kometen vor 65 Millionen Jahren sei Dank - aus unserer Sicht. Die Dinos fanden’s wohl eher katastrophal schlecht.
„Gut“ und „schlecht“ eignet sich nicht als moralische Kategorie für die Bewertung des Lebens. In den schön anzusehenden Weinbergen, wo Winzer ihre Reben pflegen, um ein feines, süffiges Tröpfchen zu keltern, an dem sich viele Menschen berauschen können, in den schön anzusehenden Weinbergen können keine wilden Wölfe leben und keine stolzen Adler jagen. Gut? Schlecht?
Wir Menschen planen und bebauen, schaffen und gestalten die Welt so wie sie uns gefällt. Wir sind Mitschaffer und Mitschöpfer in der Welt. Alle miteinander: Ingenieure wie Bauern, Büroangestellte wie Bauarbeiter, Geldvermittler wie Altenpfleger, Erzieher wie Polizisten, Wissenschaftler wie Musiker. Wir schaffen. Worauf hin? Mit welchem Ziel?
Eine innere Haltung sollte uns beim Schaffen nie verloren gehen: Achtung und Mitgefühl für das Leben um einen herum. Wie sorgsam und sorgfältig gehst du mit dem um, was Dir in die Hände kommt? Wieviel Achtung und Respekt bringst du auch dem Leben entgegen, das für dich so anders und dir so fremd ist und auch gut leben will? Nimmst du dir Zeit, um darüber zu staunen, was so ganz ohne deinen Willen lebt und dein Leben erst möglich macht? Nimmst du dir auch manchmal vor, still und leise über die Erde zu gehen und die Anderen in Ruhe und in Frieden zu lassen? Einfach nur mal schauen und staunen und dann „danke sehr“ sagen.