In Erlenbach:

die allerschönste Christuskirche

weit und breit

Der Predigt-Slam zum Nachhören. (Das Video ist bei youtube hinterlegt.)

 Predigt-Slam zu Weihnachten 2019

 

 

Es begab sich aber zu der Zeit,
dass ein Gebot ausging in alle Welt:
Kaufet besinnungslos euch glücklich!
Alles nur zum halben Preis!
Bestellet jetzt, wir liefern schnell!
Vergesst und blendet aus,
was euch Sorgen macht,
was schaden könnte!

Es begab sich aber zu der Zeit,
als wir uns schön verführen ließen
und Google, amazon und facebook
in unsere Seelen blicken durften,
weil wir alles,
was wir dachten, meinten, fühlten
über ihre Server, ihre Rechner schickten
und sie uns dann zum Dank, als Preis dafür,
still und heimlich
ausgehorcht, vermessen haben,
uns zu verkaufen an die Firmen und Politiker
uns zu lenken, uns zu stopfen
mit deren Willen, deren Waren,
dass dann möglichst oft
und sorglos gern bereit,
zu allem, was uns vorgeschlagen,
wir „Ja“ und „Amen“ sagen.

Es begab sich aber zu der Zeit,
dass die Menschen
überfordert,
aufgestachelt,
wutentbrannt
durch die ewig gleich wie simplen
Angstmach-Sprüche:
‚Wir müssen und wir wollen
uns mit aller Macht und Härte
und wenn nötig auch gewaltig
doch nur verteidigen mit starker Hand.
Ihr seid bedroht. Ich rette euch‘.

Wird’s so
sogar bald wirklich wahr,
weil man misstraut
von Tag zu Tag
und mehr und mehr
und dann umgeben ist von Feinden,
gegen die nur mit Waffen aufgerüstet
man zu bestehen glaubt,
weil dann jeder gegen jeden
Groll und Zorn im Herzen trägt?

Es begab sich aber zu der Zeit,
dass auf den Feldern,
in den Wäldern
es immer ruhiger und auch stiller,
lautlos einfach so gestorben wurde:
Insekten, Vögelchen und wilde Tiere;
sie keinen Raum und Platz mehr hatten,
nicht mehr Nahrung, Schutz und Ruhe fanden,
sich zu sättigen, zu wachsen und zu vermehren,
weil die vielen Menschen
satt und satter werden wollten,
und weil sie zudem
auch noch Pflanzen brauchten
für die Schweinemast, das Rind und Vieh
und natürlich für den Autotank die Energie.

Es begab sich aber zu der Zeit,
als dann geschah,
was Erdenforscher lange schon
befürchtet und vorhergesagt,
wovor sie jahrelang gewarnt,
aber von uns Leuten,
von Politikern und von Führern in Geschäften
überhört und weggeschwiegen, weggeredet:
'Woher sollten sie das so genau auch wissen,
diese Wissenschaftler?
Nur Prognosen! Panikmache!
Wir brauchen gute Stimmung
auf den Märkten, auf den Plätzen!'
 
Die Gletscher auf den Bergen schmelzen,
unser aller Wasserspender, Wasserspeicher.
Die Flüsse trocknen aus.
Büsche, Wälder dörren, brennen.
Der Winter wird zum Frühling,
der Frühling wird zum Sommer
und der Sommer unerträglich heiß;
und viele heizen weiter
werbemäßig an- und lustgetrieben
auf den Straßen, durch die Himmel, über Meere
weit in unbekannte Staaten,
weil man doch gesehen haben muss
die Leute und die Länder in der Ferne,
die nun aber immer lauter ächzen
unter denen,
die durch ihre Gassen und Quartiere
haufenweise kurz mal
schlendern, schlenzen, Kaffee schlürfen,
sich an ihren Stränden sonnen,
wenn’s schlimm kommt auch besaufen,
Souvenirs und Ramsch besorgen – made in China,
schlemmen, schwelgen, schmausen,
sich in Pose bringen für die Likes zuhause
im sonnigen Schlaraffenland,
für das oft die da schuften müssen,
die sich diesen scheinbar
ach so wohlverdienten Luxus
nie und nimmer leisten können.

Es begab sich aber zu der Zeit,
als die Jungen merkten:
‚So kann’s doch nicht mehr lange
gut und friedlich weitergehen.
Unsere Zukunft ist bedroht,
steht auf dem Spiel.
Es muss sich rasch was ändern!
Wenn ihr Alten euch in 10, 20, 30 Jahren
zur ewgen Seelenruhe bettet,
fängt unser Leben erst so richtig an
und das Leben eurer Kindeskinder.
Das Klima ist verpestet und vergiftet, aufgeheizt‘.

Verwöhnte Gören? Ahnungslose Buben,
die da lauthals protestieren
und ihren Popstar nun gefunden,
der die Alten reizt, zur Häme treibt?

Wenn überhaupt,
wer gab ihnen denn
Kredit und Karte und das fette Auto?
Leider, doch nur manche Jungen
lassen ’s lieber leidenschafts- und achtlos stehen,
fahren in Gemeinschaft
und mit Supersparbahnangeboten,
lehren ihre Eltern vegan, vegetarisch
kochen, essen und genießen.

Mir gefällt, was sie so anders machen – wollen.
Ob‘s gelingt?
Ob sie sich nicht doch auch noch
ködern und verführen lassen
von den Alten in den Chefetagen,
die den Werbeleuten sagen und diktieren:
„Machet sie schon möglichst früh,
von Kindesbeinen an,
zu unsren Kunden,
zu möglichst hemmungslos, besinnungslosen
Konsumenten und Verbrauchenden.

Eines ist sicher, eins muss bleiben,
das steht fest und muss
in jedes Herz und jedes Hirn:
Wachstum. Wachstum über alles,
über alles in der Welt.
Und wenn dann einst auf unserem Planeten
nicht mehr genug sein wird herauszuholen,
wachsen wir schon über uns hinaus
und beuten Mond und Mars dann aus.

Genügsamkeit können wir uns
nie und nimmer leisten,
das schadet nur Rendite und Gewinn.
Also verschafft uns Daten und Profile,
so viel ihr kriegen, sammeln könnt,
so dass wir unsre Welten
doch noch retten können
vor den Menschen,
wenn sie selber denken wollen,
zur Besinnung kommen,
sich ins Unglück stürzen
und unsere Aktienkurse mit dazu.

Es begab sich aber zu der Zeit,
dass vor fast 2000 Jahren
ein gewisser, uns heute ziemlich unbekannter
Gute-Botschaft-Schreiber, namens Lukas,
von einer G‘schicht voll Engel sprach,
die den Frieden kund getan,
in gewaltsam und brutalen Zeiten
voller Terror, Leid und Kummer.
Jerusalem geplündert und verwüstet,
das Gotteshaus verbrannt und eingerissen,
die Leute aus der Stadt getrieben.
Nichts hatte sich trotz Widerstand und Hoffnung
zum Besseren gewandt.
Das Leben war viel mehr ein Leiden für die Juden.
Für viele kein Idyll,
nur für die Reichen, die Besatzer
und die Herrscher gut und schön.

Lukas spricht vom langersehnten,
starken Fürst des Friedens,
dem die fremde Übermacht
aber bald
nach seinen ersten Reden, seinen Lehren,
die Dornenkrone aufgesetzt,
ans Kreuz geschlagen.

So hat man’s gemacht
durch alle Zeiten und in allen Landen:
in Lager gestoßen, gepfercht,
gequält, erstochen, vergast und enthauptet,
ums Leben gebracht.
Europa hat sich davon
seit Jahrzehnten zwar befreit,
aber manche - immer mehr? -
wollen, möchten gern dorthin zurück,
in diese schrecklich mörderischen,
so irre schlechten guten alten Zeiten.

Und wir hier machen lukrative Deals, Geschäfte,
mit denen,
die heute wieder Lager bauen für die,
die anders, frei und eigen denken
und selbstbestimmter leben wollen,
aber der Markt,
der Absatz- und Weltenmarkt
ist doch viel zu wichtig
für die technologisch deutsche
Vor- und Mitherrschaft.

Es begab sich aber zu der Zeit,
dass ein Kontrollgebot vom Kaiser ausgesprochen,
dass alle Welt geschätzt
und auch lückenlos bewacht
und gnadenlos verfolgt,
wenn sie nicht willig, nicht freiwillig folgen.

Lukas ließ die Engel damals
in seine Schreckenszeit hinein
rufen und verkünden:
„Friede, Friede, endlich Friede auf der Erde!“
War’ s Verzweiflung, war es Hoffnung?
war‘s Widerspruch gegen die da herrschen und bedrücken
oder war‘s Trost und Zuspruch für die Leidenden,
´s war wohl beides in einem.

Der Ruf nach Frieden und Gerechtigkeit
stört. Unerhört!

Erfolg war Jesus nicht vergönnt,
aber die ihn sahen und die ihn hörten,
die spürten Gottes Geist
und die Liebe in dem Menschensohn
und dann, oh Wunder, auch in sich
und sagten trotzig, mutig:
Wir machen weiter!
Wollen die Erde gut bewahren
und auch Frieden schaffen,
zuerst in uns, in unseren Gemeinden
und so gut als möglich in der Welt.
Das sind wir ihm schuldig.
Das sind wir dir schuldig.

Leider hast Du, Gottessohn und Heiland,
damals nichts
zum Umwelt- und zum Artenschutz gelehrt,
war wohl nicht so wichtig, nicht so dringend
damals, dort zu deinen schlimmen Zeiten.

Wo wärst du hier und heute unterwegs,
mit welchen Worten, welchen Gesten?
Wem würdest du dich opfern
und zur Seite stehen?
Wen heute würdest du berufen,
mit dir umher zu ziehen?
Wer fände hier und heute
dein und Gottes Wohlgefallen und Erbarmen?
Du wärst wohl heute, so wie damals schon,
auf der Seite der bedrängten
Menschen und Geschöpfe,
die laut und leise jammern, klagen,
wehrlos den Gewalten ausgesetzt.
Und du würdest dich wohl auch
zum Unmut vieler
wieder an die Tische derer setzen,
die, verhasst, viel falsch gemacht
aber tief im Herzen
lieber lieben statt vernichten wollen,
und einen brauchen,
der bei der Wende in dem Leben
hilft und liebevoll begleitet,
um endlich wieder frei, erlöst zu werden.

Frieden gabst du schon
Frieden muss noch werden,
wie du ihn versprichst uns zum Wohl auf Erden.
Hilf, dass wir ihn tun, wo wir ihn erspähen,
die mit Tränen säen, werden in ihm ruhn.

Wir sind auf dem Weg
mit dir
hier
in dieser Zeit.