In Erlenbach:

die allerschönste Christuskirche

weit und breit

".... und machet euch die Erde - nicht mehr! - untertan"

Ein neuer Schöpfungsauftrag für den Menschen ist nötig?! (Das Video ist bei youtube hinterlegt.)

Heute noch Gottes Wille:  „… mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan“ (1. Mose 1)? Angesichts von Überbevölkerung, Klimaerhitzung und Artensterben brauchen wir in dieser Zeit nicht einen neuen, die Erde sorgsam bewahrenden, Schöpfungsauftrag? Kann noch gelten, was in Psalm 8 gesagt und in Gemeinden gebetet wird: „Du hast den Menschen wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk: alles hast du unter seine Füße getan“?

 

Ein kritischer Predigt-Slam von mir zum Thema.  

 

Vor zwei, drei tausend Jahren,
sprach Gott,
was dem selbstverliebten Menschen
gut gefallen und geschmeichelt:
„Ihr seid großartig und spitze.
Ihr seid meinesgleichen –
fast nur´, aber immerhin“.

Das war neu und ungewohnt.
Denn ein and‘rer Mythos sagte:
Ihr Menschen seid gemacht,
um den Göttern unterwürfig, untertänigst,
sklavisch dienstbar eure Pflicht zu tun.

Aber dann:
Nein, nicht Sklaven sollt ihr sein,
sondern Gottes Ebenbild.
Sollt nicht Untertanen sein,
sondern sollt
euch die Erde und die Geschöpfe unterwerfen,
unter euren Füßen über sie verfügen.

Ihr baut Pyramiden
und auch große Städte,
prächtig, reich verzierte Straßen,
sprecht in tausend Sprachen,
rodet Wälder, beackert Felder,
um euch gut und reichlich zu ernähren,
zapft die Flüsse an,
um eure Früchte gut zu wässern
und gedeihn zu lassen,
jagd und züchtet Tiere
in den Wäldern,
auf den Feldern
in den Meeren.
Die ganze Erde ist nur für euch geschaffen.
Was ihr wollt, das kriegt ihr fertig.

Die Menschen konnten stolz sich wähnen,
nicht mehr ausgeliefert der Natur,
den wilden Kräften;
hatten angefangen,
sich die Erde untertan zu machen.

Deshalb hörten sie es gerne,
als sie Gott zu ihnen sprechen hörten:
Werdet mehr, seid fruchtbar,
bevölkert den Planeten
und herrschet über
Fische, Vögel, Vieh
und allerlei Getier und Würmer.

Gesagt, getan! Und immer weiter so.

Einst und damals aber auf der Erde
ein paar Millionen Menschen nur.
Mühsam, schweißgetrieben
war die Arbeit nur zu schaffen,
allein mit Ochsen- und mit Pferdekraft
und mit starken Mannesmuskeln.
 
Mühsam und auch langsam
war das Handeln, Wandeln und das Gehen
von einem Ort zum andern,
zu Fuß auf Pfaden, schmalen Wegen,
ohne Autobahnen und Containerschiffen. 

Ihr Menschen seid so gut und großartig,
meinesgleichen, wenn auch nur fast.
Nur dass sich die Menschen,
Herrscher und auch Völker
nicht begnügen können,
mit dem was sie haben, schaffen, wirken;
holen raus die Stoffe und die Schätze
aus den Böden, Tieren und den Menschen,
was ihnen recht und billig dünkt.
Wer kann, der kann und hat das Recht dazu.
Die andern müssen darben –
das Leben ist ein Kampf.

Ach was bin ich, Mensch,
doch so groß- und einzigartig,
von Gott beauftragt und auch auserwählt,
mir untertan zu machen, was mir möglich ist.
Geschrieben, schwarz auf weiß, in der Heil’gen Schrift,
gehört, gesagt seit tausenden von Jahren,
und so auch eingehämmert in das Menschenbild,
sein Verständnis von sich selbst und seiner Welt. 

Aber, aber,
aber heute sind wir mehr
als nur ein paar Millionen Menschen,
Milliarden sind‘s geworden,
bauen und beackern,
beuten aus
nicht mit wenig Muskelkräften,
sondern mit ungeheuerlichen Kraftmaschinen,
roden, hacken
ritsche, ratsche,
Wälder kurz und öde klein,
schleppen riesig lange Netze durch die Meere,
bis fast nichts mehr übrig bleibt an Fischen;
lenken, leiten Flüsse um,
um ihre Wasserkraft zu nutzen,
um die Felder für Orangen, Gurken und Tomaten
hektoliterweise zu benetzen und zu tränken,
manche Flüsse versiegen und vertrocknen
bevor die Meere sie erreichen.

Mit glatten Straßen aus Beton
durchkreuzen und durchschneiden
wir die Lebensräume von den Tieren,
die für uns ohne großen Wert und Nutzen.
Sie sterben lautlos aus,
verschwinden, ohne uns zu fehlen;
die Kinder und die Kindeskinder, die uns folgen 
werden sie auch nicht vermissen,
kennen ’s ja nicht anders:
War wohl schon immer so?!

Es wird bedrohlich artenarm.
Stirbt eines weg,
können auch die andern nicht mehr weiterleben.

Der Mensch, überzählig, übermächtig,
ist zur Bedrohung und Gefahr geworden
für die ganze Welt,
in und mit und von der er lebt.

Und noch immer steht geschrieben:
Werdet mehr, bevölkert den Planeten
und herrschet über Fische, Vögel, Vieh
und allerlei Getier und Würmer.

Wir wissen, merken, spüren,
dass das gern gehörte Gotteswort
von einst und damals
hier und heute so nicht mehr stimmen kann.

Besser, dringend und auch richtiger:
Werdet wieder weniger,
bildet euch nicht ein, was Besseres zu sein.
Lobt und bejubelt euch nicht selbst
für eure Taten und die Werke,
sondern in gleichem Maße
betrauert und bekümmert euch,
was ihr zerstört und auch vernichtet.
Tag für Tag. 

Ihr seid nicht gottesgleich,
habt auch nicht das Recht dazu,
euch alles untertan zu machen,
was euch in die Finger
unter eure Füße kommt.

Seid behutsam,
werdet langsam,
die Seele geht zu Fuß und radelt gern.

Bewahre, schaffe Leben,
ganz in deiner Nähe,
spürbar gut und schön.
Hör nicht auf die Schmeichler,
die dir säuseln:
hol heraus, was dir möglich, rechtens, ist,
aus dir selbst und aus der Erde.
Genug ist nie genug,
genug kann nie genügen.

Doch, es ist genug!
Sonst ist Schluss mit lustig.